Ein Jahr bin ich nun Mutter und seither begleiten mich zwei Gegensätze, die wahrscheinlich viele Mütter kennen. Beim Thema Egoismus und Selbstaufopferung komme ich immer wieder ins straucheln.
Plötzlich fühlt sich vieles, das früher selbstverständlich war an wie purer Egoismus. Irgendwie scheint jedes eigene Bedürfnis in einem Gegensatz zum Bedürfnis des Kindes zu stehen, das fängt bereits im Kleinen an. Nehmen wir einen ganz gewöhnlichen Tag. Erste Frage am Morgen Shoppen fürs Baby oder Kaffee für mich? Weiter gehts mit Arbeiten oder Spielen? Mittagessen kochen oder einfach schnell was holen? Shopping oder Spielplatz? See oder Kinderecke im Freibad? Abendessen mit Freunden oder Kind ins Bett bringen? Begleitet von der grossen Frage, die sich die meisten Eltern irgendwann stellen und dann heisst es einfach wir haben uns mal so entschieden, jetzt ist es so. Die Frage Kind abgeben und Arbeiten oder Vollzeitmutter?
Jedes Mal, wenn ich tue, worauf ich Lust habe, ist da dieses Gefühl. Und dieses Gefühl wird gestärkt, wenn ich mir all die Mütter anschaue, die vor Stolz platzen und auf dem Spielplatz nicht einmal ihr Handy zücken, um die Zeitung zu lesen oder über ein doofes Video zu lachen. Die Mütter, die online immer wieder betonen, wie erfüllend es ist Mutter zu sein. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Tochter über alles und ich bin dankbar über mein Glück Mutter sein zu können. Mein Leben hat sich im grossen und Ganzen verbessert und vor allem wurde es bedeutsamer. Dennoch es erfüllt mich nicht, meinem Kind beim Dreck essen im Sandkasten zuzuschauen. Und da ist es wieder dieses Gefühl, während ich diese Zeilen schreibe.
Ich führe einen ständigen Kampf mit mir selbst und frage mich wieso das so ist. Der Kampf zwischen Selbstaufopferung und Egoismus. Wie viel Selbstaufopferung ist richtig? Wo hört der Nutzen fürs Kind auf und ab wann kann Selbstaufopferung im schlimmsten Fall einen Schaden anrichten?
Ich möchte meinem Kind keinesfalls vorleben, den Sinn im Leben nur in einer Aufgabe zu sehen, sondern viel mehr in vielen verschiedenen Herausforderungen. Gleichzeitig möchte ich meinem Kind das Gefühl geben, das Wichtigste auf der Welt für mich zu sein. Aber kann etwas höchste Priorität haben und dennoch zugunsten z.B. eines Jobs zurück gestellt werden? Die Wortwahl ist natürlich nicht die Richtige, denn Kylara verbringt die Zeit meist bei ihren Grosseltern, wenn wir arbeiten müssen. Und da will sie am liebsten gar nicht mehr fort. Und das finde ich auch wichtig, dass sie Zeit ohne Mama und Papa mit Menschen aus ihrem Umfeld und anderen Kindern verbringt.
Dieser Blogartikel wird gerade ein Spiegel von meinem Wirrwarr in meinem Kopf. Die Gedanken überschlagen sich und irgendwie habe ich bisher auch keine Lösung.
Mir hat mal jemand gesagt, dass ich mit Kindern meine Werte verfestigen sollte. Also mich fragen, wofür ich stehe und was mir wirklich wichtig ist. Das hilft mir zumindest im Grossen und Ganzen. Aber im Alltag und in den täglichen Herausforderungen sind all die schlauen Tipps wenig wert, denn da heisst es immer wieder du oder ich? und ich gebe mein Bestes möglichst oft ein Wir daraus zu machen, das gelingt mir nicht immer aber vielleicht ist das auch ganz gut so.
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