Mein Baby ist kurz vor dem Krabbeln. Ein Grund zur Freude!
Wirklich?
Insgeheim freue ich mich nicht so sehr, wie es sich für eine Mama gehört. Irgendwie geht mir das alles zu schnell. Erst grad noch waren wir mit der Nabelschnur verbunden und jetzt soll mein Kleiner schon eigene Wege gehen.
Wenn ich mir selbst so zuhöre, denke ich an die Zeiten zurück, als ich genau die Mütter verurteilte, die nicht loslassen konnten. "Ach was sind das alles für Gluggern", dachte ich, wenn es wieder mal an meiner Schulzimmertüre klopfte und eine Mama ihrem Schützling seinen vergessenen Znüni vorbeibrachte.
Werde ich selbst zu einer überfürsorglichen Oberhenne? Ich weiss es nicht. Wenn wir es schon von Vögeln haben, sollte ich mir vielleicht doch lieber die Rabenmütter
als Vorbild nehmen. Die werfen ihre Jungen, wenn sie flügge werden, nämlich einfach aus dem Nest. Und die fliegen und gehen ihren eigenen Weg. Sind selbständig. Nun ja zum Glück gehts dann doch nicht ganz so schnell. Mein Kleiner soll ruhig sein Nest noch ganz lange bewohnen. Währenddessen übt er ganz fest vierbeinige tapsige Schrittchen. Seine Mama, platzend vor stolz, filmt jede Bewegung. Für später. Als Erinnerung. Wenn das Nest leer ist. Das Junge flügge geworden ist. Und fliegt.
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