Seit ich Mutter bin, kenne ich das Wort Übermütter. Der Haushalt immer perfekt, das Kind chic angezogen. Der Pullover passt zur Hose. Die Schuhe zum Pullover. Selbst ist Frau wie aus dem Ei gepellt. In Sachen Erziehung alles wie aus dem Lehrbuch.
Nicht dass ich selbst eine wäre. Ich fühle mich manchmal eher wie eine Rabenmutter. Wenn ich merke, dass ich mein Kleiner seit einer Woche nicht mehr gebadet habe. Und das auch nur nachdem mich eine Bekannte leicht irritiert fragte: "du wäscht deinen Sohn nur einmal in der Woche?" "Ist ja nicht so, dass ich ihn nicht wasche, bloss das Baden", versuche ich mich zu rechtfertigen.
Bei Spontanbesuchen verfalle ich in Panik, da meine Wohnung eigentlich als Sperrgebiet deklariert werden müsste. Der Kosmetikindustrie sei dank kann ich immerhin meine sehr schwarzen Augenringe ein wenig retuschieren. Während ich früher meinen eigenen Weg gegangen bin, habe ich heute eine gewisse Ehrfurcht vor diesen Übermüttern. Wieso eigentlich? Vermutlich weil es nicht mehr nur um mich geht. Da ist diese Verantwortung für dieses kleine Wesen.
Doch es gibt sie, diese Erfolgsmomente, wenn mein Kleiner in der Nacht vier Stunden am Stück geschlafen hat. Bevor sie dann wieder zerplatzen wie Seifenblasen... Wenn eine Bekannte mich erstaunt ansieht und erklärt, dass ihr Kleiner bereits seit er zwei Monate alt ist, neun Stunden durchschläft.
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